Glaubensstrukturen über den Wasserrfilter

Heute wurde ich wieder einmal Zeugin einer Diskussion über verschiedene Wasserfilter- und - energetisierungssysteme. Spannend! Der Markt ist riesig, Informationen sind umfassend vorhanden. Wir bestehen zu einem unglaublich hohen Prozentsatz aus Wasser, Wasser ist ein Informationsträger... Logisch, dass wir möglichst sauberes, höchst energetisches Wasser zu uns nehmen sollten.

Auf die Frage, was wir zu Hause für Wasser trinken, hab ich etwas provokativ - so bin ich eben ;) - geantwortet: Sprudelwasser aus Plastikflaschen. Naja, so ausschließlich stimmt das nicht. Ich habe schon ein ziemlich unausgegorenes Wasserfiltersystem, das vielleicht keinem idealen Ansatz gerecht wird, aber es ist da und wird genutzt... Es gab auch Zeiten, da hab ich Wasser aus der Quelle geholt und andere Zeiten, da hab ich Mondwasser in Glasflaschen gekauft.

Was mich jedoch jetzt bewegt hat, war die Frage: Wie stehe ich denn zu dem ganzen Thema überhaupt?

Wie so oft stehen dahinter Glaubensstrukturen. Und welche sind das in dem Fall? Sowas wie:

  • Sauberstes Wasser ist viiiel besser als (manipuliertes) Leitungswasser.
  • Nur wenn ich gefiltertes Wasser trinke, tu ich mir und meinem Körper gut und bleibe gesund.
  • Die Energien in dem Wasser, das ich zu mir nehme, beeinflussen mich nachhaltig, deshalb möchte ich diese bestimmen (egal ob über Kristalle, hölzerne Energiewirbel, Gebetsrohrleitungen, Zahlencodes auf Zetteln unterm Glas...).
  • usw. Ihr seid ja kreativ. ;)

Wenn ich nun solche Glaubensstrukturen anschaue und entsprechend reflektiere oder erweitere, komme ich für meinen Teil schnell dahin, dass das alles auch anders geht.

Früher hieß es zum Beispiel, dass die dreckigsten Kinder meistens die gesündesten sind. So erhält man sich doch das bedarfsorientierte Immunsystem. Außerdem ist ein gesunder Körper in der Lage, selbst zu filtern und Reststoffe auszuscheiden. (Habt ihr schon mal vom 4. Aggregatzustand des Wassers gehört? Das ist flüssiges Wasser, das sich wie ein Kristall, sprich Eis verhält. Und Eis drückt alle Fremdkörper raus. Sehr spannendes Thema, weil dieser 4. Aggregatzustand im Körperwasser auftritt.)

Und wenn mich die Energien beeinflussen, dann muss ich für meine Begriffe auch schauen, aus welchem Gefäß ich trinke. Geht ein CocaCola-Glas oder das Bautzner-Senf-Dino-Glas mit all den integrierten Werbeträger-Energien? Oder ist ein schlichter Plastikbecher da besser im Sinne von "uninformierter"? Hat nicht auch der Facettenschliff des unbedruckten Latte Macchiato-Glases eine Energie oder generell die Form eines Glases? Wenn ich mein "bebetetes" Wasser aus einem Weizenglas trinke oder aus einem getöpferten Kaffeepott mit Blümchenmuster, ist dann noch das Gebet in Reinform in meinem Wasser oder auch bayrische Trinkkultur bzw. die Gefühlslage der Töpferin? Und welche Info gibt der Korkverschluss und die Stoffhülle um meine Flasche dem Wasser? Und noch weiter gefragt: Welche Wirkung hat all das auf mich, wenn es mir gar nicht bekannt ist?

Ich könnte das Spiel beliebig fortsetzen. Was ich - immer wieder - sagen will: Es kommt auf Dein Bewusstsein an!

Klar wirkt reines Quellwasser auf mich anders, als Plastikflaschen-Sprudel. Aber hey, wenn mir z.B. Erdung fehlt oder ich in einer Schreibblockade sitze, ist Plastikwasser vielleicht hilfreich. Und neben "unerwünschten Chemikalien" liefert es mir ja auch die Information von z.B. Formwandlung. Jeder, der sich schon mal bewusst in der Tiefe mit dem Material Plastik verbunden hat, weiß wieviel spritzige Lebensfreude und Leichtigkeit da drinsteckt, wieviel kreatives Potential. Es ist die Klimaschützer-Glaubensstruktur "Plastik ist schlecht und zerstört die Umwelt!", die meistens (unbewusst?) wirkt, wenn ich es ablehne.

Jede Sache hat Bewusstsein. Jeden Instantkaffee kann ich positiv energetisieren oder darum bitten, zu meinem höchsten Wohle zu wirken. Und ich kann auch gleich mein Körperwasser direkt ansprechen statt den Umweg über das Wasser in meinem Glas zu nehmen. Wenn ich den Wasserfilter "brauche", gebe ich in meinen Augen ein Stück weit eventuell Verantwortung ab, indem dieses Gerät nun für mein Wohlbefinden zuständig sein soll? Andersrum: Wenn ich mich schon auf die schöne Optik, das gurgelnde Geräusch oder eben meine glücklich machende Glaubensstruktur im Zusammenhang mit dem Filter freue, fördern dann meine hochschwingende Freude und meine Glückshormone meine Gesundheit viel mehr als der Filter selbst? Und genauso beeinflusst die Freude über die "heute geschafften 2 Liter" mein Wohlbefinden vielleicht weitreichender als die Angst vor der bösen Kohlensäure? Falls ich die 2-Liter-Glaubensstruktur für mich annehme und nicht der TCM-Version (Zu viel Trinken schwächt den Nierenmeridian.) anhänge...

Ich meine, dass bei der ganzen Betrachtung - hier am Beispiel Wasser - die Ebenen vermischt werden. Die Leute meinen, gutes Wasser löst einen Großteil ihrer Probleme. Gut, das kann sein, aber es ist kein Garant. Genauso wie "schlechtes Wasser" keine Garantie für Krankheit und schnellen Tod ist. Es ist einfach, was es ist. Und je nachdem, welches Ziel ich anstrebe, gibt es verschiedenste Wege dort hinzugelangen. Es ist Selbstmedikation - oder schöner formuliert Selbstheilung - im weitesten Sinne.

Puh! Ich hoffe, ich konnte die Komplexität des Themas umreißen. :) Also geh in Dich, denn Deine Wahrheit findest Du bekanntlich nur dort!

Alles Liebe
Yvonne :)

Trennung der Zeitlinien

Vor einiger Zeit habe ich einen schönen Textausschnitt gefunden, den ich mit Dir teilen möchte:

Das Einssein, das Fließen, das Eintauchen in das Leben
so tief, so vollständig,
dass man nicht mehr da ist, dass man verloren ist,
dann tritt man in die 5. Dimension ein.

Im aktuellen astrologischen Kontext - sowohl vedisch, als auch in der Deutungsvariante, die ich bislang als "normal" kannte - sind wir in einer Zeit großer Umbrüche und Wandlungen. Und ich spreche von den aktuellen 14 Tagen Anfang Juli 2023. Umbruch ist ja schon seit 2000, 2012, 2021 usw. ;) Hinzu kommen nach dem Maya-Kalender 10 Portaltage, von denen heute der letzte ist.

Für mich persönlich hat sich in diesem markanten Fenster ein umfassender Neuanfang ergeben. Seit fast einem Jahr trug ich mich mit dem Gedanken, neu anzufangen. Nun haben die Umstände sich zu zugespitzt, so dass der vage gedachte Neuanfang, die optionale Erwägung, plötzlich ganz greifbar wird.

Und nun, da immer noch vieles an Modalitäten ungeklärt ist, sehe ich, wie die Zeitlinien sich trennen. Das tun sie immer an diesen Weggabelungen des Lebens. Der Point of no return steht kurz bevor, aber noch ist alles offen. Du siehst die Möglichkeiten alle einzeln vor Dir liegen. Jede hat ihr Für und Wider. Entscheide ich so, zeichnet sich dieser Weg ab, entscheide ich anders... Unabänderlich fallen Möglichkeiten weg - meint man. Tatsache ist: Sie existieren in einer anderen Zeitlinie fort. Die Yvonne, die den Job weiter macht, existiert genauso wie die Yvonne, die die Abfindung nimmt und völlig neu schaut. Das ist eine spannende Perspektive aus der Beobachterposition. :)

Die Entscheidung trifft konkret jetzt mein Herz. Als ich in diesem Job landete, hatte es blankweg Verstandesgründe. Wir brauchten einen Kontoeingang. Und dann hab ich getan, was mir angeboten wurde. Nichts, was ich mir je erträumt hätte. (Wer erträumt sich schon Datenschutz??? ;)) Und nun entscheide ich mich, endlich auf den Weg meiner Bestimmung zu kommen. Mehr noch. Die Zweigleisigkeit zwischen "Bewusst sein" und Brötchenjob etwas anders zu gewichten. Mich selbst mit dem Plan meiner Seele ernster nehmen. Großartig fühlt es sich an. :)

Die letzten Tage waren nicht schön. Das ganze emotionale Spektrum hab ich durchlaufen. Von wundersamen Zufällen, über nachts mit Existenzangst aufwachen, Trauer und Wut, weil mein Arbeitsplatz, die Arbeitszeiten, die supernetten Kollegen, alles so optimal schien. Aber wie hieß es? Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es der Geschäftsleitung nicht gefällt. Dann ein depressiver Morgen samt Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit. Und heute sogar noch ne manische Phase hinten dran. Krasser Cocktail! Worauf ich stolz bin, ist, dass ich dank meiner Werkzeuge und der Zeitqualität so schnell da durch bin! So viele Schattenthemen zeigten sich. Ein Untertan (in der Definition von Anouk) zeigte sich nach dem anderen. Jeder hat seine Würdigung erfahren und Platz für den Nächsten gemacht. Wow!

Ich weiß grade nicht, was noch passieren müsste, um von der sich abzeichnenden Zeitlinie auf die andere zu hopsen. Noch sind die Portale geöffnet. Und meine Entscheidung steht: Raus aus uralten 3D-Hierarchien, rein in die Liebe! :)

Immer nur einatmen

"Verhalte Dich in Beziehungen so, wie du es dir von deinem Partner wünschst." Der Satz hakte sich bei mir fest, vor allem als zweifelhaft. Und während ich außenstehende Sichtweisen dazu sammle, wird mir etwas anderes bewusst: Es hakt am Output.

Mit jedem Kommentar und jeder persönlichen Sichtweise dazu, steigt mein innerer Druck. Es ist wie inhalieren und inhalieren und nicht ausatmen können. Es blockiert einfach, wenn ich versuche, meine eigene Sicht aus den Kommentaren zu destillieren. Das fühlt sich schlimm an. Und kriegt ne Münze. Wie sieht mein Anteil aus, der immer nur einatmet und nie aus?

Er ist ein speckig glänzender Typ, schwer übergewichtig, kugelrund, mit aufgeplusterten, roten Backen, der wie ein Heliumluftballon aufsteigt. Die Umgebung ist eine ruhige Landschaft mit zarten Apfelbäumen im Hintergrund auf sanften Hügeln.

Das mit der Münze ist eine tolle Sache. Es ist, als würde man in eigene Mechanismen grätschen. Man ist geneigt, unangenehme Gefühle einfach nur weghaben zu wollen. Aber sie dürfen ja sein. Sie müssen ja sein dürfen! Ohne sie existiert ihr Gegenteil nicht! Allein deshalb dürfen sie sein. Und da macht die Münze gewissermaßen die Tür auf - falls man die Kurve hinkriegt. Wie schnell ist man drüberweg und verdrängt das üble Gefühl einfach... Schafft man es aber, den Moment zu erkennen und dem aktiven Anteil - so unliebsam er grade sein mag - die Münze zu geben, die Wertschätzung, die ihm zusteht, dann hat man einen Zugang dazu. Dann ist er bewusst. Dann ist die Tür offen für die eingehende Betrachtung. Für die Zuwendung, die er verdient, weil er ist. Und vor allem nimmt es ihm schonmal den Schrecken.

Da ist also mein pausbäckiger Überflieger... Der Brustkorb bläht sich immer mehr. Er hat den Überblick, aber er kann sich nicht mitteilen... Und er darf genau so sein! Eben damit sein Gegenteil existiert. Und was ist sein Gegenteil? Der Schritt ist sehr wichtig!!!

Mein Verstand präsentiert mir Varianten: Einer, der immer nur ausatmet. Platt wie ne Briefmarke liegt er am Boden. Innerlich und äußerlich platt. Da ist nix mehr rauszuholen. Völlige Inhaltslosigkeit. Beklemmung. Hingabe an den Boden - nichts anderes geht mehr. Der andere, den der Verstand kurz aufblitzen lässt, ist der geregelt ein und ausatmende Anteil: Das ist eine gesunde, selbstbewusste Frau. Und hier liegt die Schwierigkeit: Ich bin schon wieder geneigt, die Briefmarke abzulehnen. "Nein, das ist auch nicht gut!" Aber hey! Der Anteil darf sein und kriegt genauso seine Münze!

Und dabei wird mir klar, dass die gesund atmende Frau - inhale, exhale - eingentlich kein Anteil ist, sondern das geordnete Zusammenspiel der beiden. Der stetig fließende Wechsel zwischen Heliumballon und Briefmarke. Die Extreme sind sooo wichtig! Nicht immer weichgespültes Optimum, sondern Vielfalt der Randgruppen. Alles darf sein! Wenn ich meinem Heliumballonchen Raum gebe, geht´s ihm gut. Er winkt mir zu aus seiner segelnden Vogelperspektive. Und auch die ausatmende Briefmarke signalisiert mir am Boden liegend: "Daumen hoch! Alles im grünen Bereich, ich bin okay hier, wo ich bin." Die jeweilige Landschaft um sie herum wird leuchtender. Inhaltlich verändert sie sich nicht. Sie wirkt einfach nur heller.

Nun erscheint meine bildreiche Beschreibung vielleicht kitschig und übertrieben. Kann sein, darf sein. Es sind "nur" Bilder für meinen inneren Bezug zu Input und Output. Je verrückter, umso griffiger. Fakt ist: Dadurch, dass ich den beiden Raum gebe, ordnet sich mein Innenleben. Mein Bezug zu "immer nur einatmen" verändert sich. Aus der Angst "Oh Gott! Ich kann nicht mehr ausatmen! Ich werde sterben!" wird "Es stehen beide zu meiner freien Verfügung. Ich bin jederzeit frei, zu wählen, und in keinster Weise ausgeliefert."

Zurück im real life heißt das, dass die Selbstvorwürfe - weil ich dauernd nur irgendwelchen mehr oder weniger selbstgewählten Input von verschiedenen Kanälen inhaliere - ziehen dürfen. Ich bin frei zu wählen. Ja, ich habe jetzt viel eingeatmet und jetzt entscheide ich mich für Output.

Hiermit geschehen.

Alles Liebe
Yvonne

Hochsensibilität ist genetisch bedingt

Hochsensibilität wurde nochmals als genetisch bedingt bestätigt.

Studien ergaben, dass ein Serotonin-Gen und zehn Dopamin-Gene bei HSP im Vergleich zu Nicht-HSP anders ausgeprägt sind.

Die Studien finden Sie hier: Serotonin-Studie und hier: Dopamin-Studie

HS als bloße Angstverdrängung?

Es traf mich wie ein Schlag und ich musste erstmal schlucken. Diese Aussage - beiläufig geäußert und trocken abgefertigt gleichermaßen - stürzte mich im wahrsten Sinne in eine Art Glaubenskrise.

Ja, HS ist ein Konstrukt, eine nicht abschließend bewiesene, in Arbeit befindliche, wissenschaftliche Theorie, die zutreffen kann, aber nicht muss. Elaine Aron als Pionierin auf dem Gebiet stellte selbst noch in Frage, ob das, was Sie herausgefunden hatte, "der Weisheit letzter Schluss" sei. Sie ließ die Möglichkeit offen, dass sich die Theorie der Hochsensibilität bei weiterführender Forschung als etwas anderes entpuppen könnte. Gleichzeitig schloss sie kategorisch aus, dass HS mit Angst gleichgesetzt werden könne, weil Ängstlichkeit als angeborenes Persönlichkeitsmerkmal etwas sei, das das Überleben hindern würde und somit nicht "von der Natur gewollt" sein könne. Das Merkmal hätte ihrer Ansicht nach im logischen Schluss dazu geführt, dass es selbst aussterben müsse. Hintergrund: Wer von Natur aus vor allem Angst hat, ist verhungert, bevor er sich vermehren kann.

So, wie passt das nun alles zusammen?

Im Grunde kommt es darauf an, was man für ein Weltbild hat. In meinem Weltbild sieht es folgendermaßen aus: Angst ist immer da. Anouk Claes spricht von einem "rudimentäten Schwarz-weiß-Denken der Angst: Angst kennt nur den Tiger und der beißt immer." Heißt was? In meinem Verständnis heißt das nicht nur "Der Tiger beißt immer.", sondern nur in dem Fall, dass schwarz zutrifft. Wenn weiß zutrifft, sprich, die Situation in den "Augen der Angst" ungefährlich ist, ist ja kein Tiger da. Dann kann man gemütlich Beeren pflücken und Pläuschchen halten. Aber sollte es nur irgendwo im Gebüsch rascheln, dann renn in Gottes Namen, was das Zeug hält!

Elaine N. Aron sagt: Hochsensible kennen den Zustand der Normalität, der Ausgeglichenheit und des gut-mit-sich-selbst-Klarkommens. Menschen mit Krankheitsbildern welcher Art auch immer, ob nun AD(H)S, Panikstörung, Trauma oder Autismus "sind immer so" [überreizt], wie HSP eben nur in Überreizungssituationen.

Was ist nun Verdrängung? Wiki sagt: "Als Verdrängung wird in der Psychoanalyse ein angenommener psychologischer Abwehrmechanismus bezeichnet, durch den tabuierte oder bedrohliche Sachverhalte oder Vorstellungen von der bewussten Wahrnehmung ausgeschlossen würden." Gut. Es werden also bedrohliche Sachverhalte von der Wahrnehmung ausgeschlossen. Kennen wir das?

Wir sitzen am ersten Arbeitstag in einer unbekannten Cafeteria, kennen weder Raum, noch Leute und fühlen uns schrecklich unwohl. Wir schauen herum, orten die Ausgänge, den Weg zum Klo, evtl. bekannte Gesichter, Plätze in ruhigen Ecken, Blicke von Anwesenden etc. Wir checken die Tiger. Der Blutdruck steigt, der Hunger ist weg. Und wie nennt man das im Volksmund? Angst. Wir könnten nun hingehen zum erstbesten Tisch und sagen: Ich bin neu hier und hab Angst. Nee, können wir natürlich nicht, aber wir sagen uns einfach: "Ich bin neu hier und hab Angst." Es ist unstrittig in jedem Fall angenehmer zu sagen: "Ich bin hochsensibel, ich muss mich erst orientieren und unbekannte Situationen liegen HSP eh nicht, ich kann da eigentlich nichts machen." Das hält meinen Selbstwert (= Ego) oben. Jedenfalls mehr als Variante 1. Wenn ich zum Ende der Woche dann ein Raumgefühl habe, schon Leute kenne, nette Gespräche hatte usw. Dann bin ich wieder mehr in meiner Komfortzone...

Und was ist der Unterschied zwischen den Varianten? Nichts, außer meiner Bewertung meiner Reaktion. Nenne ich es eigen-gefühls-bewusst "Angst"? Oder schließe ich das (unangenehme) Gefühl aus meiner Wahrnehmung aus und werfe das bequeme Mäntelchen HS darüber? So weit so gut. Könnte also sein, dass HSP ihre Angst verdrängen, weil´s dem Selbstbild dient...

Aber da ist ein Haken an der Sache: Wie kommt es zu diesem nachweisbaren Prozentsatz von scheinbaren HS-Individuen in zahlreichen anderen Spezies? Fühlen sich Fischlein in fremden Cafeterien auch unwohl? (Falls sie überhaupt noch was fühlen und nicht paniert in der Auslage harren.) Warum bleibt das eine der vielzitierten fünf Rehlein im Wald, während die anderen auf der Lichtung im fetten Gras stehen? Es hat "Angst" vorm Jäger, vorm Tiger oder vor sonstwem. Kann das sein? Sprechen wir den Tieren nicht die Gefühle ab? Wovor haben Fruchtfliegen Angst? Wäre mal ne Umfrage in der Fußgängerzone wert... Ich für meinen Teil könnte mich sogar ganz gut darauf einlassen, dass Tiere Gefühle haben...

Der Knackpunkt ist, dass Angst dazu da ist, das physische Überleben zu sichern. Und wenn das Überleben vorerst nicht in Gefahr scheint, ist alles easy. Die Angst gehört in meinem Verständnis nicht zum "Emotionalkörper", wie man in esotherisch angehauchten Kreisen sagt. Sie gehört zum physischen Körper, also eher zu den Instinkten. Und mal ehrlich - wenn wir "Instinkt" hören, sind wir in unserer Assoziation sehr schnell bei den Tieren.

Was ist das nun mit der Aussage "Hochsensibilität ist Angstverdrängung"? Mal ehrlich: Angst hat keinen guten Ruf, obwohl sie tagaus, tagein wertvolle Dinge für uns tut. Ich trete nicht in nächtliche Pfützen, weil meine Angst schreit: "Vorsicht! Loch im Boden! Absturz!!!" War zwar keine reale Absturzgefahr, aber meine Füße bleiben trocken. Soviel zum rudimentäten schwarz-weiß-Denken. Dazu kommt Folgendes: In meinen Augen haben HSP eine ausgeprägtere Wahrnehmung, aber keine Ausbildung dazu. Wir bekommen mehr (raschelndes Gebüsch) mit, haben aber nicht gelernt, mit diesen Infos ordentlich umzugehen. Das Zuviel überlastet uns und allein die Tatsache, dass ich vor lauter Geraschel gar nicht mehr differenzieren kann, ob ein Tiger raschelt oder eine Maus, macht meine Angst wahnsinnig. Sie brüllt nur noch "Tiger! Tiger! Tiiiger!!!" und ich komme nicht mehr zum Prüfen, sondern gehe an meiner Überreizung zugrunde. Und da spreche ich von kratzenden Etiketten und lauter Musik und noch gar nicht vom modernen Alltag mit Straßenbahnen und Einkaufszentren. Und wenn ich so recht überlege... Die allermeisten Tipps, die in HSP-Ratgebern stehen, sind Tipps die eigene Angst nicht so hochkochen zu lassen, dass sie mich handlungsunfähig erstarren lässt.

Und was genau passiert in der Überreizung mit mir? Ich bin entweder 1. absolut nicht mehr sensibel (Angriff) oder 2. ich flüchte aus der Situation, wenn ich sie nicht gleich ganz meide (Flucht) oder 3. ich kann nicht weg, wenn mein Chef (also nicht MEINER! ;) ) mich anbrüllt und gehe in > Erstarrung. Hmmm… Klassische Angstreaktionen!

Mist! Ehrlich gesagt hab ich diesen Beitrag im Herbst 2018 begonnen!!! Und seither wirken lassen. Ich wollte mir eigentlich beweisen, dass HS und Angst NICHT das gleiche sind. Ihr seht ja, was es gebracht hat. Nun gut. Ich belass es dabei und freue mich, wenn ihr mir Feedback per Mail schickt.

Ganz liebe Grüße im März 2020
Yvonne